Horntopteil im Miniaturformat
Verfasst: 28. Aug 2019 13:00
Moin zusammen,
vor einiger Zeit sind mir zwei Limmer Hornflares für einen recht günstigen Preis zugelaufen.
Nachdem ich sie ziemlich planlos gekauft hatte und ohne konrete Überlegung, was man daraus bauen könnte, ist dann folgende Box entstanden.
Bisher habe ich im Wohnzimmer RFT BR-50 mit Bassunterstützung durch 6,5" CB Bässe genutzt. Die BR-50 klingt zwar an sich durchaus sehr neutral und sauber, hat aber - wie viele HiFi-Boxen ohne wirksame Schallführung - durch eine sehr breite Abstrahlung im Mittel-Hochtonbereich Probleme mit einem leicht verwaschenen und indirekten Klangbild im Wohnraum. Das hat mich seit geraumer Zeit gestört, mir fehlte die Direktheit und das Gefühl, dass Vocals einem direkt "auf der Nase sitzen".
Ihr Dasein wird die Box also zu einem Großteil der Zeit in meinem Wohnzimmer fristen. Zur Ansteuerung stehen dort mehrere KME Studioendstufen der Modelle SPA450S und SPA900S sowie (noch) Behringer DCX2496 zur Verfügung. Der Behringer soll zeitnah gegen einen Monacor DSM48LAN ausgetauscht werden.
Das andere Einsatzgebiet sind kleinere Veranstaltungen mit überwiegend elektronischer Musik bis ca. 150 Personen, weshalb die Boxen auch als "richtiges" PA-Topteil gebaut wurden. Bisher kommen dort übliche Topteile im Format einer JL-sat12 zum Einsatz. Die Auflösung dieser Lautsprecher im Mittelhochtonbereich ist für mich allerdings nicht mehr zufriedenstellend.
Fangen wir an, die Bestückung:
Tiefton: 2x 18Sound 8NMB420
Mittelton: 1x Ciare 6.38MR3
Hochton: 1x B&C DE360
Hornflare: 1x Limmer 042
Nach ein bisschen CAD-Zeichnerei ist eine möglichst kompakte Box mit den Außenmaßen BxHxT 45x64x30cm entstanden.
Es gibt einen recht großflächigen und für HiFi-Betrieb mittels hartem Caseschaumstoff verschließbaren Port auf der Rückseite, einen Neigeflansch, zwei Butterflygriffe an den Seiten, einen Eckgriff an der Oberseite (der beim Handling Gold wert ist), ein doppeltes NL4 Terminal, zwei Flugösen auf der Oberseite und eine Flugöse auf der Rückseite zum Anwinkeln der Kiste. Als Trapezform ausgeführt könnte man die Kisten sogar für eine sehr breite Abstrahlung clustern.
Leider kann ich keine CNC-Fräse mein Eigen nennen, daher habe ich alles händisch mit der Oberfräse gefertigt, der Rohzuschnitt kam von einem befreundeten Hobbytischler.
Die Ausschnitte für Tieftöner und Horn:
Fräsung für den Stativflansch, passt exakt:
Fräsung für die Flugösen:
Fräsung für die Butterflygriffe:
Der komplette Zuschnitt einer Box:
Lamellofräsungen auf der Bodenplatte, die Trapezform ist später mittels Bündigfräser entstanden:
Erste Teile sind geleimt und zusammengebaut:
Nach Bearbeitung des Bodens / Deckels mit Bündigfräser:
Beide Kisten sind im Rohbau fertig, noch ungeschliffen:
Für den Mitteltöner habe ich eine möglichst kleine Rückkammer aus 12mm MPX gebaut. Der Deckel ist für Servicezwecke mit Dichtband versehen und nur verschraubt:
Beide Kisten sind einmal zum Test bestückt und sind direkt auf eine Veranstaltung rausgegangen:
Zum Schluss waren dann noch mehrere Stunden Schleifen und Lackieren angesagt:
Die Gehäuse habe mit zwei Schichten mit Schaumrolle und einer Deckschicht mit Fellrolle lackiert.
Das Material ist am Flansch und an den Flugpunkten aufgedoppelt. Zusätzlich sind die Flugpunkte. Deckel und Seitenwände im Inneren mit 4mm Flachstahl verschraubt.
Die fertigen Lautsprecher wiegen in 12mm MPX 19,7kg pro Stück, also easy alleine handlebar.
Klangliche Beschreibungen sind natürlich immer schwierig. Klanglich unterscheiden sich die Lautsprecher deutlich von einer 12"/1" Kiste, das Auflösungsvermögen einer horngeladenen 6" Pappe ist einfach eine andere Welt als ein direktstrahlender 12" Lautsprecher nebst tief getrenntem Hochtöner. Den Hochtöner mit Ringmembran würde ich momentan als Preis / Leistungs - Geheimtip einstufen. Er klingt für einen Kompressionstreiber extrem fein aufgelöst ohne zischelig zu werden und ist damit für mich uneingeschränkt HiFi-tauglich. Weiterhin hält er vom Pegel sehr gut mit dem Mitteltöner mit.
Die Box trifft meinen Geschmack sehr gut, jedoch wird nicht jedem ein extrem direkter Mitteltonbereich zusagen. Ich hatte bei Livemusik allerdings den deutlichen Vorteil, dass bei jedem Pegel die Stimme oder z.B. ein Saxophon sauber über dem Mix liegt und nicht nervig wird. Weiterhin ist die Box sehr unanfällig für Feedbacks, da die Richtwirkung bis in den unteren Mitteltonbereich ausgedehnt ist.
Den maximal erreichbaren Pegel würde ich mit den zwei 8" Tieftönern im Bereich einer guten 12/1" Box einordnen. Das Hornflare hat am Limit der Tieftöner noch deutlich Reserven, sodass die Ergänzung eines zusätzlichen 2x8" Lowmidfillers sowohl dem erzielbaren Pegel als auch der Abstrahlung vertikal zu gute kommen würde.
Was ist noch zu tun?
Die Box fahre ich momentan noch 3 Wege aktiv an. Das ist sowohl von der Verkabelung als auch vom Aufwand an Endstufen- und Controllerkanälen nicht optimal. Daher wird in naher Zukunft noch eine einfache passive Weiche zwischen Mittel- und Hochtöner ergänzt, welche nur die Trennung übernimmt, Pegelanpassungen und EQs geschehen weiterhin im DSP.
Ausführliche Messungen werde ich später noch ergänzen, das jetzige Setup wurde unter Zeitdruck kurz vor einer Veranstaltung erstellt und ist sicher nicht final.
LG, Ralle
vor einiger Zeit sind mir zwei Limmer Hornflares für einen recht günstigen Preis zugelaufen.
Nachdem ich sie ziemlich planlos gekauft hatte und ohne konrete Überlegung, was man daraus bauen könnte, ist dann folgende Box entstanden.
Bisher habe ich im Wohnzimmer RFT BR-50 mit Bassunterstützung durch 6,5" CB Bässe genutzt. Die BR-50 klingt zwar an sich durchaus sehr neutral und sauber, hat aber - wie viele HiFi-Boxen ohne wirksame Schallführung - durch eine sehr breite Abstrahlung im Mittel-Hochtonbereich Probleme mit einem leicht verwaschenen und indirekten Klangbild im Wohnraum. Das hat mich seit geraumer Zeit gestört, mir fehlte die Direktheit und das Gefühl, dass Vocals einem direkt "auf der Nase sitzen".
Ihr Dasein wird die Box also zu einem Großteil der Zeit in meinem Wohnzimmer fristen. Zur Ansteuerung stehen dort mehrere KME Studioendstufen der Modelle SPA450S und SPA900S sowie (noch) Behringer DCX2496 zur Verfügung. Der Behringer soll zeitnah gegen einen Monacor DSM48LAN ausgetauscht werden.
Das andere Einsatzgebiet sind kleinere Veranstaltungen mit überwiegend elektronischer Musik bis ca. 150 Personen, weshalb die Boxen auch als "richtiges" PA-Topteil gebaut wurden. Bisher kommen dort übliche Topteile im Format einer JL-sat12 zum Einsatz. Die Auflösung dieser Lautsprecher im Mittelhochtonbereich ist für mich allerdings nicht mehr zufriedenstellend.
Fangen wir an, die Bestückung:
Tiefton: 2x 18Sound 8NMB420
Mittelton: 1x Ciare 6.38MR3
Hochton: 1x B&C DE360
Hornflare: 1x Limmer 042
Nach ein bisschen CAD-Zeichnerei ist eine möglichst kompakte Box mit den Außenmaßen BxHxT 45x64x30cm entstanden.
Es gibt einen recht großflächigen und für HiFi-Betrieb mittels hartem Caseschaumstoff verschließbaren Port auf der Rückseite, einen Neigeflansch, zwei Butterflygriffe an den Seiten, einen Eckgriff an der Oberseite (der beim Handling Gold wert ist), ein doppeltes NL4 Terminal, zwei Flugösen auf der Oberseite und eine Flugöse auf der Rückseite zum Anwinkeln der Kiste. Als Trapezform ausgeführt könnte man die Kisten sogar für eine sehr breite Abstrahlung clustern.
Leider kann ich keine CNC-Fräse mein Eigen nennen, daher habe ich alles händisch mit der Oberfräse gefertigt, der Rohzuschnitt kam von einem befreundeten Hobbytischler.
Die Ausschnitte für Tieftöner und Horn:
Fräsung für den Stativflansch, passt exakt:
Fräsung für die Flugösen:
Fräsung für die Butterflygriffe:
Der komplette Zuschnitt einer Box:
Lamellofräsungen auf der Bodenplatte, die Trapezform ist später mittels Bündigfräser entstanden:
Erste Teile sind geleimt und zusammengebaut:
Nach Bearbeitung des Bodens / Deckels mit Bündigfräser:
Beide Kisten sind im Rohbau fertig, noch ungeschliffen:
Für den Mitteltöner habe ich eine möglichst kleine Rückkammer aus 12mm MPX gebaut. Der Deckel ist für Servicezwecke mit Dichtband versehen und nur verschraubt:
Beide Kisten sind einmal zum Test bestückt und sind direkt auf eine Veranstaltung rausgegangen:
Zum Schluss waren dann noch mehrere Stunden Schleifen und Lackieren angesagt:
Die Gehäuse habe mit zwei Schichten mit Schaumrolle und einer Deckschicht mit Fellrolle lackiert.
Das Material ist am Flansch und an den Flugpunkten aufgedoppelt. Zusätzlich sind die Flugpunkte. Deckel und Seitenwände im Inneren mit 4mm Flachstahl verschraubt.
Die fertigen Lautsprecher wiegen in 12mm MPX 19,7kg pro Stück, also easy alleine handlebar.
Klangliche Beschreibungen sind natürlich immer schwierig. Klanglich unterscheiden sich die Lautsprecher deutlich von einer 12"/1" Kiste, das Auflösungsvermögen einer horngeladenen 6" Pappe ist einfach eine andere Welt als ein direktstrahlender 12" Lautsprecher nebst tief getrenntem Hochtöner. Den Hochtöner mit Ringmembran würde ich momentan als Preis / Leistungs - Geheimtip einstufen. Er klingt für einen Kompressionstreiber extrem fein aufgelöst ohne zischelig zu werden und ist damit für mich uneingeschränkt HiFi-tauglich. Weiterhin hält er vom Pegel sehr gut mit dem Mitteltöner mit.
Die Box trifft meinen Geschmack sehr gut, jedoch wird nicht jedem ein extrem direkter Mitteltonbereich zusagen. Ich hatte bei Livemusik allerdings den deutlichen Vorteil, dass bei jedem Pegel die Stimme oder z.B. ein Saxophon sauber über dem Mix liegt und nicht nervig wird. Weiterhin ist die Box sehr unanfällig für Feedbacks, da die Richtwirkung bis in den unteren Mitteltonbereich ausgedehnt ist.
Den maximal erreichbaren Pegel würde ich mit den zwei 8" Tieftönern im Bereich einer guten 12/1" Box einordnen. Das Hornflare hat am Limit der Tieftöner noch deutlich Reserven, sodass die Ergänzung eines zusätzlichen 2x8" Lowmidfillers sowohl dem erzielbaren Pegel als auch der Abstrahlung vertikal zu gute kommen würde.
Was ist noch zu tun?
Die Box fahre ich momentan noch 3 Wege aktiv an. Das ist sowohl von der Verkabelung als auch vom Aufwand an Endstufen- und Controllerkanälen nicht optimal. Daher wird in naher Zukunft noch eine einfache passive Weiche zwischen Mittel- und Hochtöner ergänzt, welche nur die Trennung übernimmt, Pegelanpassungen und EQs geschehen weiterhin im DSP.
Ausführliche Messungen werde ich später noch ergänzen, das jetzige Setup wurde unter Zeitdruck kurz vor einer Veranstaltung erstellt und ist sicher nicht final.
LG, Ralle